Übergriffe auf Kinder schnell und effektiv bekämpfen

Die Ende Mai veröffentlichten Zahlen des Bundeskriminalamts hatten einen deutlichen Anstieg der Gewalttaten für das Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr dokumentiert. Demnach war in Hessen die Zahl der Kindesmisshandlungen um zwölf Prozent gestiegen, die Zahl der registrierten Taten im Bereich des sexuellen Missbrauchs hatten sich um sieben Prozent erhöht, bei den Unter-Sechsjährigen war sogar ein Anstieg um 45 Prozent zu verzeichnen. Dass parallel zu den Gewaltdelikten in den letzten zwei Monaten auch die Beratungszahlen bei den Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt bei Kinder und Jugendlichen deutlich zunahmen, wurde heute in der Sitzung des Sozial- und Integrationspolitischen Ausschusses des Hessischen Landtags deutlich. Die SPD-Fraktion hatte einen Dringlichen Berichtsantrag an die Landesregierung gerichtet, um zu erfragen, wie sich die Zahl der Beratungsanfragen bei den Fachberatungsstellen in Hessen im vergangen Jahr entwickelt haben (Drs. 20/5820).

„Aus Gesprächen mit den Fachberatungsstellen wissen wir, dass losgelöst von den aktuellen Zahlen ein weiterer Anstieg im Laufe des Sommers und im Herbst erwartet wird, nachdem jetzt fast überall die Kitas und Schulen in den Regelbetrieb zurückkehren“, erklärt die sozialpolitische Sprecherin und stellv. Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl. Viele Taten seien bislang unentdeckt geblieben, weil die Kinder und Jugendlichen auf ihr häusliches Umfeld beschränkt waren und kaum direkte Kontakte zu Erzieherinnen und Erziehern beziehungsweise Lehrerinnen und Lehrern hatten, denen sie sich hätten anvertrauen können. Die Antworten von Staatssekretärin Janz auf die Fragen unseres Berichtsantrags ließen jedoch noch viele Fragen offen. Dennoch sehen wir das Bild, das wir aus einzelnen Gesprächen gewonnen haben, durchaus bestätigt“, so Gnadl weiter.

Die Landesregierung müsse sicherstellen, dass es in allen Städten und Landkreisen in Hessen ein bedarfsdeckendes Angebot an Beratungsstellen gebe, die auf sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen spezialisiert seien. Wo Kinder und Jugendliche dennoch Opfer solcher Übergriffe werden, müsse das Land gewährleisten, dass sie schnellstmöglich kompetente Hilfe bekommen und Beratungstelefone auch an jedem Tag in der Woche erreichbar seien. Den von Frau Janz genannten Zahlen zu der flächendeckend sehr unterschiedlichen strukturellen und personellen Ausstattung der Beratungsstellen zeige, dass das nicht überall der Fall sein könne. Mit den regional unterschiedlichen Gegebenheiten spiegele sich keinesfalls der Bedarf wieder, ergänzt ihre Fraktionskollegin und frauenpolitische Sprecherin Nadine Gersberg.

„Die schwarzgrüne Landesregierung hat sich von ihrer Landtagsmehrheit ein 12 Milliarden Euro schweres Sondervermögen zur Bewältigung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen bewilligen lassen. Wir erwarten, dass aus diesem riesigen Paket auch zusätzliche Fördermittel für die Fachberatungsstellen bereitgestellt werden, damit diese ihr Personal aufstocken und damit alle hilfesuchenden Kinder und Jugendlichen auffangen können. Der Landesanteil an den Gesamtbudgets der Fachberatungsstellen muss erhöht und langfristig gesichert werden, damit die Beratungsstellen auch wirklich die Mittel zur Verfügung haben, qualifiziertes zusätzliches Personal anzuwerben“, so die beiden Sozialdemokratinnen.